Herforder Chronik (1910)/049

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Herforder Chronik (1910)
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In unserer Sachsenheimat war Otto der Erlauchte, des oben genannten Ludolf Sohn, Herzog. Gemeinsam mit dem Erzbischof Hatto von Mainz leitete er als Vormund für den unmündigen Ludwig das Kind die Regierungsgeschäfte, war aber zu alt, um die furchtbaren Raubzüge jener äußeren Feinde und das wühlerische Treiben der deutschen Herzöge zu verhindern.

Die Not der Zeit brachte endlich die Fürsten zur Besinnung; sie erkannten, daß Deutschland nur zum Frieden gelangen könnte, wenn ein Gebieter über Allen stände.

Nach dem ruhmlosen Abscheiden des letzten Karolingers Ludwig boten die Herzöge vergeblich Otto die Krone an, der sie mit Rücksicht auf sein hohes Alter ablehnte und die Wahl auf Konrad von Franken lenkte. Bekannt sind dessen Kämpfe mit Ottos Sohne Heinrich, bekannt auch, daß er auf dem Sterbebette gerade diesen seinen heftigsten Widersacher als den geeignetsten Nachfolger auf dem deutschen Königsthrone bezeichnete. Heinrichs Tatkraft, Mut und Klugheit schienen ihm geeignet, das zu vollbringen, was weder seinen Vorgängern noch ihm hatte gelingen wollen: die äußeren Feinde zu Paaren zu treiben und die getrennten Stamme der Deutschen zu einer Einheit zu verbinden, welche die künftige Größe des Reiches vorbereitete.

Wie nötig jetzt ein scharfes Schwert in starker Hand war, bewies der neue Raubzug der Ungarn 918, im Todesjahre Konrads I. Nachdem Süddeutschland von den wilden Scharen heimgesucht war, drangen sie in das nördlicher gelegene Sachsenland. Minden und Vlotho waren schon ihrem Ansturm erlegen, als sie ihre Augen auf das beuteverheißendc Herford richteten, wo

Imma I. (915-945)

Äbtissin war.

Und entsetzlich haben sie hier gehaust. Nach gründlicher Ausplünderung der Münsterkirche und des Stiftes haben sie sämtliche abteilichen Gebäude in Brand gesteckt und keinen Stein auf dem andern gelassen. Männer und Frauen haben sie mißhandelt, in die Gefangenschaft geschleppt, die sich Wehrenden erbarmungslos hingemordet. - Herford war in den Staub gesunken, seine Schätze geraubt, seine Urkunden, welche die kostbaren Privilegien enthielten, vernichtet.

Die junge Mathilde hat diese Gräuel der Verwüstung nicht mit angesehen, denn sieben Jahre vorher hatte sie das Kloster verlassen; im Jahre 911 war der Mann erschienen, der ihrem ganzen Leben seine Richtung geben sollte.