Herforder Chronik (1910)/051

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Herforder Chronik (1910)
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und die Krone mögen Würdigeren zuteil werden; solcher Ehren halten wir uns für unwert“. „Nach Ordnung seines Testamentes .... starb er, der großmächtige Herr und der größte der Könige Europas, an jeglicher Tugend der Seele wie des Körpers keinem nachstehend, und hinterließ einen Sohn noch größer als er selbst, und diesem Sohne ein großes, weites Reich, welches er nicht von seinen Vätern ererbt, sondern durch eigene Kraft errungen und Gott allein zu verdanken hatte.“

Seinen Jugendtraum, die eheliche Verbindung mit der schönen und reichen Merseburger Grafenwitwe Hatheburg, hatte der Machtspruch des Bischofs von Halberstadt zertrümmert. Dieser wollte die Ehe als rechtmäßig nicht anerkennen, weil Hatheburg vor ihrer Vermählung mit Heinrich zeitweilig den Schleier genommen hatte. Heinrich, als gehorsamer Sohn der Kirche, fügte sich in die Lösung der Ehe, und Hatheburg zog sich wieder in ein Kloster zurück.

Nun im Alter von 35 Jahren gab er dem Drängen seines Vaters zu einer zweiten Verbindung nach. Letzterem, der mit berechtigtem Vaterstolz auf seinen unter den sächsischen Edlen hervorragenden Sohn blickte, mag wohl eine Ehe mit der seines Sohnes würdigsten Jungfrau des Sachsenlandes, der Grafentochter Mathilde im Kloster zu Herford, erwünscht gewesen sein. Der alsbald zur Brautschau ausgesandte Bote konnte nur bestätigen, was alle Welt von dem Liebreiz, der Gesittung und den Vollkommenheiten Mathildes rühmte. Heinrichs Art war es nicht, lange zu zögern; sobald er die begeisterten Worte des Boten vernommen, brach er an der Spitze einer auserlesenen Schar vornehmer Jünglinge auf gen Herford.

Vieles von dem, was der alte, dem Namen nach unbekannte Chronist, der Verfasser der Lebensbeschreibung Mathildes, über das Verlöbnis Heinrichs mit Mathilde, sowie über Leben und Taten der letzteren bis zu ihrem Tode erzählt, trägt, es ist wahr, den Stempel der Übertreibung und Überschwänglichkeit. Es sei auch zugegeben, daß, wie seine Herausgeber Jaffé-Wattenbach bemerken, er in seinem Werk starke und oft umfangreiche Anleihen bei älteren Schriftstellern gemacht hat. Uns will es aber scheinen, als ob er das getan habe weniger aus Unvermögen, Eigenes zu liefern, als vielmehr in dem Drange, das Schönste, was frühere Schriftsteller zum Lobpreise ausgezeichneter Frauen gesagt haben, auf die von ihm Verherrlichte zu übertragen. Überzeugt, es stecke unter dem reichlich verwendeten Schmuckwerk seiner Rede ein gut Teil Wahrheit, nehmen wir keinen Anstand, ihm zu folgen.

Mathilde als Königin.

„Gemäß der herzoglichen (Ottos) Vorschrift begaben sich die Reisenden ins vorbenannte Kloster; und zwar betraten erst wenige von ihnen unter dem Schein geringer Leute das Bethaus und betrachteten im Tempel selbst das sittsam