Herforder Chronik (1910)/058

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Herforder Chronik (1910)
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von Sachsen. Sobald sie im Anfang der Regierung Heinrichs II. die Bestätigung aller von seinen Vorgängern dem Stifte zuerkannten Rechte erhalten hatte, nahm sie den Wiederaufbau der Pusinnenkirche in die Hand. Nach dem Siege Heinrichs I. über die Ungarn 933 und nach deren Vernichtung durch seinen Sohn Otto I. 955 auf dem Lechfelde glaubte man, wie oben bemerkt, eine Wiederholung der frechen Einfalle nicht mehr befürchten zu muffen. Daher bebaute der Landmann wieder in Ruhe die zertretenen Fluren, Handel und Wandel hoben sich und Zuversicht auf Erhaltung der friedlichen Zustande erfüllte die Gemüter.

Infolge der allgemeinen Beruhigung flössen die Einkünfte aus dem ansehnlichen Güterbesitz des Stifts wieder reichlicher, und der sich mehrende Wohlstand trug wesentlich dazu bei, daß man den Plan ernstlicher ins Auge faßte, die letzten Zeugen jener traurigen Zeit, die Trümmer der Stiftskirche, zu beseitigen und einen Neubau aufzuführen.

Von dem Bau einer schlichten Holzkirche, wie die frühere war, glaubte man um so mehr absehen zu müssen, als der Zug der Zeit, der sich in Errichtung der kunstvollsten Dome zur Verherrlichung des Höchsten nicht genug tun konnte, unabweislich einen Steinbau, geräumig auch für die weiteste Ausdehnung der Gemeinde und fest gefügt, um Jahrhunderte zu überdauern, forderte. Auf der Ruinenstätte begann nun ein bewegtes Leben. In der Bauhütte saß der Meister, sinnend über dem Plane und die Schar der Steinmetzen überwachend, die da draußen lustig hämmerten. Stein fügte sich an Stein, Pfeiler wuchsen aus der Erde und Gewölbebogen spannten sich in der Höhe. Und wie überall, so konnte auch hier die fromme Sage nicht schweigen. Es habe sich, so berichtet sie, der Boden, welcher die Grundmauern des geplanten, mächtigen Steinbaues aufnehmen sollte, von solcher sumpfigen Beschaffenheit erwiesen, daß den Baumeistern an dieser Stelle der Bau des Gotteshauses unmöglich schien. Die Bestürzung über diese Tatsache sei groß gewesen. Da hatten Nonnen und Äbtissin zu der allerheiligsten Jungfrau Maria ihre Zuflucht genommen und mit Flehen und Gelübden um Erlösung aus dieser Not gebeten. Und siehe da, es erschienen auf einmal sieben Sonnen am Himmel, deren Glut den nassen Boden in kurzer Frist völlig trocken legte. Die Arbeiten konnten beginnen und der Ort war durch dies Wunder geheiligt. Zum ewigen Andenken daran seien die sieben vergoldeten Sonnen an der Südseite des Münsters angebracht, und die unter ihnen befindliche Tür heißt noch heute die Siebensonnentür.

Hagedorn gibt im Anhang seines „Entwurfs vom Zustande usw.“ S. 159 darüber ein anderes Märlein[1]:

„Diese Münsterkirche hat man auf einem Hofe angeleget, so dem Walderus oder sonst einem adlichen Besizer zugehöret hat, auch in alten Zeiten: dat Hus tho den seven Sunnen, genennet worden. Eben deswegen hat man die sieben runden und verguldeten Platen, die als sieben

  1. Diese Legende hat er der Grdl. Ded. a. a. O. S. 7f. in seiner Weise nacherzählt.