Herforder Chronik (1910)/074

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Herforder Chronik (1910)
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Wittelsbach, während Sachsen geteilt wurde. Das Herzogtum Sachsen östlich von der Weser übergab der Kaiser dem Herzog Bernhard, dem Sohn Albrechts des Baren, und das Land westlich von der Weser und damit die darin gelegene Herforder Abtei, stellte er unter die Oberhoheit des Erzbistums Köln.

Mit der Begeisterung der Jugend hatte sich Friedrich 1147 dem zweiten Kreuzzuge angeschlossen, - den Greis von 70 Jahren treibt dieselbe Glut, zur Befreiung der von den Sarazenen eroberten Stadt Jerusalem aufzubrechen, doch in den reißenden Fluten des Kalykadnus (Saleph) in Kleinasien ereilte ihn der Tod.

Sein Sohn Heinrich VI. regierte von 1190-1197. Nach seinem Tode bricht aufs neue der alte Hader zwischen Welfen und Staufen aus; Philipp von Schwaben (1198-1208), jüngster Sohn Barbarossas und Otto IV. von Braunschweig (1198 -1215), Sohn Heinrichs des Löwen, stehen sich im Kampf um den Thron gegenüber. Der letztere stellt die durch den Staatsakt von 1180 verlorene Unabhängigkeit des Stiftes Herford im Jahre 1198 wieder her.

So haben wir den geneigten Leser, immer mit dem Blick auf die Weltereignisse, durch die Geschichte der Abtei, die ja bis dahin vornehmlich die Geschichte Herfords ist, bis an die Schwelle des 13. Jahrhunderts geführt.

Wenn wir, des bescheidenen Anfangs der Stiftung Walas oder Waltgers gedenkend, den Stand der Herforder Abtei zu Anfang des 13. Jahrhunderts überschauen, müssen wir erstaunt sein über die Höhe, zu welcher die Reihe der Äbtissinnen im Laufe von drei Jahrhunderten nicht durch kriegerische Taten, vielmehr durch fein berechnende diplomatische Kunst und getragen von der Gunst der in Kirche und Staat Herrschenden das Sachsenstift gehoben hat.

Reich an Güterbesitz, reich an Ehren und Ansehen, steht unser Stift Herford da, dessen Äbtissin Fürstenrang genießt und als reichsunmittelbare Fürstin Einladung zum Entsenden von Vertretern zu den deutschen Reichstagen erhält, wo deren Stimme bei den Beratungen ins Gewicht fällt. - Keiner geistlichen Behörde Untertan, wählt es seine Vorsteherinnen selbständig und ist in geistlichen Dingen nur dem Stuhl Petri in Rom verantwortlich. Ein herrlicher Dom, die Münsterkirche, ist nahe dem Kloster erbaut, und oben auf dem Berge erstand das Tochterstift mit der in edelstem gotischen Stile geschaffenen Marienkirche. Und zu den Füßen der Abtei, von ihrem Arm beschirmt, entwickelt sich ein Städtewesen, aus dem in den folgenden Jahrhunderten unser liebes Herford erwuchs.

Bevor wir jedoch auf die Geschichte der Stadt Herford weiter eingehen, sei es gestattet, dem verehrten Leser einen Einblick in den mehrfach erwähnten, umfassenden Güterbesitz der Abtei zu geben, indem wir die älteste erhaltene Hebeliste aus dem 12. Jahrhundert mitteilen.

Daran anschließend soll ein Überblick über die Erzeugnisse der Landeskultur und der wirtschaftlichen Erzeugnisse zu damaliger Zeit gegeben werden.