Herforder Chronik (1910)/119

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[118]
Nächste Seite>>>
[120]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Voß hieß. Die in dem Hagen Beschäftigten hießen Hagemeier, Hagemeister, Häger.

Uflen, ältere Form Uflon, entweder Wald des Ulf (Koseform von Wolfhart) oder der Wolfswald; Ummeln bei Brackwede hieß früher Umlo; die am Walde liegenden Gehöfte heißen Lohöfe; der Ort Lockhausen, auch Lauckhausen, führt in den Urkunden auch den Namen Lochhausen (von lo). Von Personennamen treten bei uns Lohmeier, Lohaus und Lohöfener auf.

Waldbäume.

Den ersten Platz unter den Bäumen des Waldes nahm die Eiche ein. Der Eichenwald war der Stolz seiner Bewohner, die schier unerschöpfliche Fund-grübe, der er entnahm, was er an Werkzeug, Waffen, Gerät und zur Wohnung bedurfte. Keine der einheimischen Holzarten übertraf das Eichenholz an Festigkeit und Dauerhaftigkeit, darum wählte der Anbauer die unverwüstlichen Eichenstämme zum Gerüst seines Wohnhauses. War er reich und vornehm, so bekleidete er die Wände seines besten Zimmers mit Eichenbrettern, die ihm Künstlerhand mit zierlicher Schnitzerei versah. So blieb auch der eichene Hausrat im Wirkungsbereich der Hausfrau nicht in rohem Zustande: Tische, Stühle, Bettstellen, Schränke, Truhen, Anrichten, Spinnräder und Webstühle zeigen Schnitzereien in immer gefälligen Formen. Im Hofe und auf dem Felde handhabte der Mann den Wagen und Pflug von Eichenholz. Und wie der junge Erdenbürger in seinem ersten Heim, der eichenen Wiege, die Tage seiner Kindheit verträumte, so trug der Eichensarg den müden Pilger zur letzten Ruhe.

Hoops[1] ist der Ansicht, daß die ausschließliche Verwendung des Eichenholzes weniger auf das den Alten nachgerühmte Streben nach Dauerhaftigkeit ihrer Erzeugnisse (für manche Gegenstände hatte sie nur geringen Wert und die schwierige Bearbeitung war lästig) als vielmehr darauf zurückzuführen sei, daß ihnen das weichere Tannenholz fast gar nicht zur Verfügung gestanden habe. Die Nadelhölzer hätten zwar in vorgeschichtlichen Zeiten bei uns in Nordwestdeutschland Wälder gebildet, die jedoch im Mittelalter zurückgedrängt und waldbildend nicht mehr vorgekommen seien, sondern nur noch eingesprengt im Mischwald. Die Ursachen davon seien teils klimatische Änderungen, teils forstliche Raubwirtschaft gewesen. „Daß die Nadelhölzer an sich hoch geschätzt waren, geht einmal aus der damit getriebenen Raubwirtschaft hervor, sodann daraus, daß z. B. am Harz die Nadelhölzer meist herrschaftliche Reservate (von der Herrschaft zu eigener Benutzung vorbehalten) waren, während die Harthölzer Eichen und Buchen, den Köhlern zum Verkohlen überlassen wurden.“

Oft mußte der Wald dem Acker weichen, und was die in den langen Friedenszeiten geübte Raubwirtschaft übrig gelassen, verzehrten vollends die

  1. Hoops, a. a. O.