Herforder Chronik (1910)/125

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Herforder Chronik (1910)
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Im Herforder Rechtsbuche lesen wir S. 77[1]: „Ist im Hause in Jahresfrist viel gebraut, so gehören zur Gerade, d.i. Frauengerät, alle Braugefäße, die sie haben: Pfanne (Braupfanne), Bottiche, Tröge, Stellfässer, Kühlfaß usw. und alle zum Braugewerbe gehörige Gerätschaft.“ Später übernehmen die Bäcker das Brauen, und man findet als Gewerbe eines Bürgers gewöhnlich „Bäcker und Brauer“ angegeben. Das Stift hatte seine eigene Brauerei.

Wachs. Eine ähnliche Bedeutung hatte das Nebenprodukt der Imkerei, das Wachs, gewonnen. Abgesehen von seiner Verwendung in gewerblicher Hinsicht, ward es von den an Zahl stetig zunehmenden geistlichen Anstalten, Kirchen und Kapellen, verbraucht. Hier war es der Lichteverbrauch beim Gottesdienst, welcher die Herbeischaffung großer Mengen von Wachs erforderte. Da war es denn üblich geworden, gewissen Hörigen der Kirche eine Abgabe von Wachs aufzulegen, die man Wachszins nannte. Diese Art der Hörigen hießen Wachszinspflichtige oder kurzweg Wachszinsige. Unter den Herforder Bürgern gab es nach den alten Hebelisten manchen „wastynsich man“.

Der Wein.

Unsere Hebeliste verzeichnet keine Abgabe von Wein aus Herfords Umgebung, kein Flurname erinnert an den Bau des Weinstocks. Und dennoch soll nach v. Detten in Westfalen der Weinbau nicht unbedeutend gewesen sein. Zum Beweise dafür führt er Weingegenden an, die nicht gar weit von unserer Heimat entfernt sind, wie Paderborn, Corvey, Warburg, das Münsterlaud. Von Minden erzählt F. Stohlmann in seinen Erinnerungen aus Mindens Geschichte S. 31: „Minden litt 1379 durch ein schreckliches Ungewitter und furchtbaren Hagelschlag großen Schaden, wobei auch die damals bei der Stadt befindlich gewesenen Weinberge zugrunde gerichtet worden sind.“ Er setzt in Klammern hinzu: („Also muß zur damaligen Zeit der Weinbau bei Minden betrieben sein, den das jetzige Klima nicht mehr zu begünstigen scheint.“)

Eine Straße in Minden heißt noch heut Weingarten.

In vielen kleinen Städten Norddeutschlands sind noch Straßen vorhanden, deren Namen auf früheren Weinbau hinweisen.

Von Herford ist in bezug auf den Weinbau keine Rede; vielleicht ist er aus klimatischen Ursachen nicht möglich gewesen. Denn wäre in alter Zeit in unfern Gemarkungen jemals der Versuch einer Pflege des Weinstocks gemacht worden, so würden sicherlich noch Orts- oder Personenbezeichnungen die Erinnerung daran aufbewahrt haben.

Wie hoch der Ertrag aus den Rebengeländen jener Westfalenorte gewesen, darüber wird uns nichts berichtet, auch von seiner Güte nichts, wohl aber wissen

  1. Normann, Rechtsbuch der Stadt Herford aus dem 14. Jahrhundert.