Herforder Chronik (1910)/143

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Herforder Chronik (1910)
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Die Befestigung von Alt-Herford.

Wenn wir die Befestigung der Stadt Herford, die von uralten Zeiten bis zur Regierung des Großen Kurfürsten fast dieselbe geblieben ist, betrachten, so unterscheiden wir

1. die engere oder Stadtbefestigung,
2. die weitere oder die Landwehr.
1. Die Stadtbefestigung.

Von jeher betrachtete der Niederdeutsche sein Haus als seine Burg, in der er seinen köstlichsten Besitz bergen konnte. Daher bemühte sich auch auf dem Lande der kleinste Besitzer, sein Hab und Gut wenigstens durch eine dichte Hecke abzuschließen, der größere Bauer zog Mauer und Graben um sein Gehöft; so saß und sitzt er in Frieden auf seiner Wehre. Wieviel mehr mußten im Drange der Völkerbewegungen die Städte auf eine starke Befestigung Bedacht nehmen, da sie ja eine größere Zahl schutzbedürftiger Menschen beherbergten und viele kostbare Güter bargen, welche Raubgesellen anlockten.

Hiernach ist es kaum zu bezweifeln, daß Herford schon in seinen ersten Anfängen im Hinblick auf seine eigentümliche Lage als Durchzugsort zahlreicher Menschenschwärme sich gegen deren Übergriffe nach Niedersachsenart durch Walle und Gräben geschützt hat. Heinrich I. hat, wie oben erwähnt, durch Ausbau dieses Stadtschutzes den Grund zu dem Stadtwesen Herford gelegt.

Zweifellos haben schon früh Mauern die Befestigung vervollständigt, und es werden von Anfang an die günstigen Wasserverhältnisse zur Wehrhaftmachung der Stadt herangezogen worden sein.

Bürgermeister Rose[1] behauptet, „daß die noch gegenwärtig (d. i. 1843) teilweise sichtbare, überall aber nachzuweisende Stadtmauer in ihrem jetzigen Umfange vor dem Jahre 1224 vorhanden gewesen, da schon um diese Zeit Häuser an die innere Seite derselben gebaut worden sind“.

Vermehrte Kriegsgefahren haben immer eindringlicher an einen Ausbau jener einfachen Befestigung gemahnt. Man schreibt ihn gewöhnlich der Äbtissin

Ida (1245-1264)

zu. Eher aber, als an einen in der kurzen Regierungszeit genannter Äbtissin begonnenen und durchgeführten Ausbau der Befestigungswerke, möchten wir an eine über längere Zeiträume verteilte und immer den jeweiligen Bedürfnissen und Mitteln Rechnung tragende Erweiterung glauben.

Die Erfindung des Schießpulvers im 14. Jahrhundert und die sich daran schließende Einführung der Feuerwaffen hatten eine allmähliche Umgestaltung des Kriegswesens zur Folge gehabt. Die noch in mittelalterlicher Weise befestigten Städte mußten den Fortschritten auf diesem Gebiete Rechnung tragen und auf

  1. Rose, a. a. O. S. 120.