Herforder Chronik (1910)/160

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Herforder Chronik (1910)
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Einen ähnlichen Zweck hatte

5. der „Faule Pohl“.

Auch sein Name sagt genug, ist jedoch, nachdem der Graben zugeschüttet und die Oberfläche wohl gepflastert ist, der Vergessenheit anheimgefallen. Man wohnt heute in der Mittelstraße und nicht mehr im „faulen Pohl“.

Nur diese duftvollen Namen alter, offener Kanäle sind uns überliefert, es müssen indes noch mehr Abzugsgraben vorhanden gewesen sein, sonst wären die damals meist ungepflasterten Straßen unwegsam gewesen.

Wenden wir uns schleunigst von diesen übelriechenden Gossen zu den reinlicheren Gewässern der Herforder Flüsse und Bäche.

Herfords Flüsse und deren Zuflüsse.
1. Die Werre.

Dieser Hauptfluß Herfords hat seinen Ursprung im Lippischen, in der Umgegend von Bad Meinberg. Wir finden den Namen des Flusses, wie schon erwähnt, in den Urkunden als Uuernaan, Waharna, Werna, Werne und Wehrne verzeichnet, die neuere Zeit hat ihn in Werre verwandelt. Die Werre berührt die Ostseite unserer Stadt, wo sie sich in zwei Arme teilt. Der in einem tiefen Bett an dem Abhange des Stiftberger Geländes hinfließende rechte Arm scheint die ursprüngliche Fortsetzung des Werreflusses zu sein, während der linke Arm, der die Altstadt von der Neustadt trennt, durch das Stauwerk am Bergertor vom Hauptfluß abgeleitet ist, und das mag in den allerältesten Zeiten geschehen sein. Es ist aber auch möglich, daß die von jeher abgelagerten Sandmassen eine Gabelung der Werre verursacht haben, welche von den Anwohnern ihren Zwecken dienstbar gemacht worden ist. Der nach unserer Ansicht abgeleitete linke Arm hat zum Unterschiede von dem rechten, der schlichtweg Werre hieß und heißt, den Namen Borwerre. Einige bringen diesen Namen mit Borgen in Zusammenhang, indem sie ihn als „Borgwerre“, d. i. als den von der Hauptwerre entlehnten Flußarm erklären.

Andere denken an „Burgwerre“, d. h. den Teil der Werre, welcher vielleicht schon zu Heinrichs I. Zeiten zu Befestigungszwecken um die Altstadt gezogen worden ist.

Beide Erklärungen sind jedoch nicht haltbar, wenn wir an den konservierenden Charakter der niederdeutschen Mundart denken, die eine Borg- oder Burgwerre niemals in Borwerre verwandelt hätte.

Wir sind der Meinung, der Name, welcher heut Bowerre gesprochen wird, ließe sich auf bog, Ring, Bug oder bogen, biegen zurückführen und bezeichnete dann die Bogwerre, d. i. die vom Hauptflusse abgebogene