Herforder Chronik (1910)/169

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Herforder Chronik (1910)
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2. Die Putchemühle.

Unter diesem Namen kommt sie in den Lehnsprotokollen der Äbtissinnen nicht vor; sie ist also wohl nicht abteilicher Besitz gewesen. Ob sie, wie Schwettmann meint, mit der von E. F. Mooyer in seinen Miszellen angeführten Rodendieks Möllen einerlei ist, läßt sich nicht entscheiden.

Der Name Putchemühle deutet auf die Lage der alten Mühle im kühlen Grunde, wie wir sie in unserer Jugend so gern sahen. Put, putte ist nämlich eine Grube mit darinstehendem Wasser; daher Pfütze. Pütt-Pott ist Ziehbrunnen, Potthof ein Hof mit einem Ziehbrunnen. Wenn wir Puttche als Verkleinerungsform von Putte ansehen, so wäre die Puttchemühle die im Grunde an einem Teiche liegende Mühle.

Markt und Straßen der Altstadt.

Die Altstadt ist, wie schon an einer anderen Stelle nachgewiesen, nicht eine durch den Willen eines Herrschenden geschaffene, sondern eine nach und nach gewordene Stadt. Ihr Grundstock war das Hofgut Herford, oder wenn wir dem alten Sprachgebrauch folgen wollen, Oldenhervorde, das wir uns zwischen Rennstraße und dcm Walle zu denken haben. Zwischen ihm und dem abteilichen Gebiet, der Freiheit, war ein großer Platz freigeblieben, auf welchem wahrscheinlich zu den Zeiten, als der Ort noch keine Marktgerechtsame hatte, Vieh weidete und gelegentlich Handel getrieben wurde. Die bald herbeigekommenen Ansiedler bebauten die Langseiten des großen Platzes, wodurch seine ziemlich regelmäßige, rechteckige Gestalt entstand, eine Gestalt, mit der Herford alle Marktplätze in weiter Umgebung noch heut aussticht. Diejenigen Ansiedler, welche an dem großen Platze keine Unterkunft fanden, legten nun ihre Besitzungen willkürlich an, wo es ihnen paßte, und nannten sie auch, bezeichnend für ihre Herkunft vom Lande, „Höfe“, welche Bezeichnung sich in Herford jahrhundertelang erhalten hat. Wir erinnern nur an den Westphalenhof (d. i. der Hof des Herrn v. Westphalen), jetzt Bürgerverein. Als dieser Name dem Gedächtnis des Volkes schon längst entschwunden war, nannte man noch den dort wohnenden Herrn Hase zum Unterschied von anderen Bürgern gleichen Namens „Hase auf dem Hofe“. Ein anderer Hof war der Jülicherhof (d. i. das Absteigequartier des Herzogs von Jülich), jetzt Weinklub und ein Teil des Postgrundstückes. Der Dechantinhof ist jetzt Gebr. Westfelds Besitzung, Pungenhof, jetzt Sparkasse. Das letzte in dieser Weise genannte Grundstück war Heidemeiers Hof, der von dem heutigen Gemeindehause der Baptisten bis Stüssel reichte.

Wir denken uns, daß früher das Wohnhaus jedes Hofes frei und abgesondert von dem Nachbar in seiner ländlichen Besitzung lag, wie heute noch die