Herforder Chronik (1910)/191

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Herforder Chronik (1910)
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2.

Die Radewig.

An die Geschichte der Altstadt wollen wir unmittelbar das von der Radewig Überlieferte anreihen, weil dieser Stadtteil von Anfang an mit der Altstadt zusammenhing und sein Werden einige Ähnlichkeit mit dem ihrigen aufweist.

Unter den reichen, dem Stift Herford von den Karolingischen Königen gemachten Schenkungen ist wahrscheinlich - nachweisen läßt es sich nicht - auch der der Abtei naheliegende Oberhof Adonhusa gewesen. Dieser vielleicht aus den ältesten Zeiten vor der Christianisierung des Landes stammende Hof erhielt bald mächtigen Antrieb zu seiner Entwickelung. Sie wurde noch gefördert infolge einer von König Ludwig dem Deutschen ausgestellten Urkunde, welche die Äbtissin

Imma (970-1000)

dem Kaiser Otto I. zur Bestätigung vorlegte. Otto vollzog 973 die Bestätigung des dem Stift von Ludwig dem Deutschen verliehenen Markt-, Münz- und Zollrechts auch über Adonhusa.

Auch hier läßt sich der weitschauende Blick der Herforder Äbtissinnen erkennen, welche Ansiedler heranziehen, ihnen in jeder Weise entgegenkommen, ihnen Grund und Boden für ihre Wohnstätten und Weideland für ihr Vieh einräumen. Wir werden später sehen, daß, wie die ersten Ansiedler auf der Neustadt einen Kampf mit fließendem Wasser, Sumpf und Morast aufzunehmen hatten, um einen sicheren Grund für ihre „vier Pfähle“ zu schaffen, so die an dem linken Ufer der Aa sich niederlassenden Zuzügler harte Arbeit, hier aber mit Unkraut und Buschwerk, leisten mußten.

Die Radewig ist aus dem eben genannten Oberhofe oder der kleinen dorfähnlichen Gemeinschaft Adonhusa hervorgegangen. Der Hof lag an der linken Aaseite, an der Stelle des heutigen Kreiskrankenhauses, und umfaßte den Tiemannschen Garten; die zu dem Hofe gehörigen Ländereien sind außerhalb des Stein- und Deichtores zu suchen. Der Name des Hofes Adonhusa kehrt in späteren Urkunden als Odenhusen, Odenhausen wieder. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts sehen wir das Gut unter der Verwaltung der abteilichen Ministerialen, der Drosten von dem Busche. Als der letzte von ihnen, Alhard v. d. Busche, verheiratet mit Barbara von Oer, starb, ohne männliche Erben zu hinterlassen, wurde seine Witwe Barbara mit dem Hofe belehnt, da in Herford Kunkellehen, d. h. weibliche Lehnsfolge bestand, und von ihr übernahm im Jahre 1517 den Hof Alhard v. Quernheim, der Bruder der Mutter jenes Alhard von dem Busche. Nach vorübergehendem kurzen Besitz des Hofes in Händen