Herforder Chronik (1910)/196

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Herforder Chronik (1910)
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bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, die einzige Äbtissin aus dem lippischen Hause. Diese kluge, unternehmende und fromme Frau hat in gleicher Weise, wie sie 1224 die Ansiedelung der Neustadt und den Bau der dortigen Kapelle in die Hand genommen, etwa 20 Jahre später die Errichtung dieses Kirchleins auf der Radewig ins Auge gefaßt.

Mit den reichen Mitteln der Abtei unterstützte sie das Unternehmen, und ihr Drost auf Odenhausen, der begüterte Herr von dem Busche, stand ihr darin treu zur Seite. Ihr zu Ehren findet sich das erwähnte Steinwappen der lippischen Rose über dem Südportal und zum Andenken an die Mitwirkung des Drosten von dem Busche ist am südwestlichen Giebel sein Wappen, welches einen Ritterhelm darstellt, der mit sechs aufwärtsstrebenden und je drei rechts und links abstehenden Federn geschmückt ist, angebracht. Darunter schließt sich ein schräggestelltes Wappenschild mit den in den Wappen und Siegeln der verschiedenen Linien dieser Familie stets wiederkehrenden drei Pflugeisen an. Das in der Geschichte der von dem Bussche (so schrieben sie sich nachmals) abgebildete urkundliche Siegel von 1318 trägt die Umschrift:

S. SWED. MILITIS. DE. BVSCO,

d. i. Sigillum Swederi militis de Busco (Siegel des Ritters Sweder v. d. Busche). Das Siegelwappen stimmt mit dem oben beschriebenen Wappen an der Kirche überein. Sweders wohltätige Hand bemerken wir auch bei der Erbauung der Kapelle Trium regum, der heiligen drei Könige, auf dem Hofe des Siechenhauses vor dem Lübbertor. Sein daselbst angebrachtes Wappen trug nach Storch die Jahreszahl der Erbauung 1333. An anderer Stelle wollen wir mehr darüber berichten. Zweimal erblicken wir au der Kirche das Wappen mit dem siebenstrahligen Sterne, am südwestlichen Giebel und an der westlichen Turmseite. Dieses Wappen führte um 1350 Graf Heinrich VII. von Sternberg. Er wie seine Vorgänger seit 1180 und seine Nachfolger bis 1382 waren Schirmvögte der Abtei Herford. Ihnen war es Ritterpflicht, als Verwandte der lippischen Äbtissin sich lebhaft an dem Ausbau der Kirche zu beteiligen, und die dankbaren Radewiger setzten zum Andenken an die Wohltaten der Sternberger Grafen deren Wappen an die Außenseite der Kirche.

Das sind die einzigen Zeugnisse von der Bauzeit der Kirche und den Förderern des Baues.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts mag die Kirche vollendet gewesen sein; von ihrem Schicksal im 15. Jahrhundert ist keine Kunde zu uns gedrungen, nur dürftige Urkundennotizen erwähnen ihrer als ecclesia non parochialis sed capella sine cura (Hölscher).[1]

Vor der Reformation war die dem heiligen Jakobus geweihte Kirche eine Pilgerkirche für die nach Santiago de Compostela ziehenden Scharen, die am Grabe des in dem prächtigen Dome daselbst ruhenden Apostels Jakobus

  1. D. i. nicht Pfarrkirche, sondern Kapelle ohne Sprengel