Herforder Chronik (1910)/224

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Herforder Chronik (1910)
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d. i. mit so herrlichem Geschenk begabt uns Afrika selten. Ebenso zeigt das die Schale bergende bemalte Holzgehäuse eine Inschrift, die von Hagedorn gelesen wird: Visdai de Affrica rex, während Ludorff liest: Vis dni de africa...

Beide Inschriften sind gleichmäßig dunkel; einen König von Afrika hat es wohl nie gegeben. Von der Herkunft der Schale ist Sicheres nicht bekannt; aus der zweimaligen Erwähnung Afrikas vermutet man nur, sie habe sich unter den Geschenken befunden, welche die arabischen Gesandten Karl dem Großen überreichten, als er sie gelegentlich des Maifeldes [1] im Jahre 777 zu Paderborn empfing. Wenn diese Vermutung zutrifft, so sind sicherlich die beiden Inschriften durch Kaiser Karl veranlaßt. Die Schale wurde 1840 von den Herfordern dem kunstliebenden König Friedrich Wilhelm IV. bei seiner Thronbesteigung als Huldigungsgeschenk verehrt. In welchem Museum sie sich heute befindet, können wir nicht sagen.

Die übrigen im Jahre 1885 nach Berlin gebrachten Teile des Kirchenschatzes.

1. Das Reliquienkreuz (Ludorff Tafel 9). Dieses romanische zum Vortragen bei Prozessionen bestimmte 22 cm hohe und 18,5 cm breite Kreuz von Holz stammt aus dem 10.-12. Jahrhundert. Sein Mittelstück bildet ein Quadrat, die Balkenenden dagegen überstehende Rechtecke. Die ganze Vorderseite ist mit Goldblech belegt und mit 240 von reichem Goldfiligran [2] umrankten Perlen und Edelsteinen geschmückt. Auf dem Mittelstück besagt die Inschrift de ligno, d. i. vom Holz des Herrn, daß unter der Oberfläche als Reliquie ein Teilchen vom Kreuze Christi verborgen ruht. Die rechteckigen Endstücke tragen je einen kunstvoll geschnittenen Stein.

Auf der Rückseite liegen auf Mittelstück und Endrechtecken Niello[3]-Goldplatten und Filigran. Auf dem Mittelstück ist das Lamm dargestellt, dessen erhobener rechter Vorderfuß bei aufrechter Körperhaltung die Freiwilligkeit seines Blutopfers andeuten will. Die auf dem Bilde links sich erhebende Hand weist auf das Wort hin: Siehe das ist Gottes Lamm. Die Gestalten auf den vier Endstücken sollen die Evangelisten sein. Sie sind geflügelt und haben Spruchbänder in den Händen. Drei von ihnen sind, ähnlich wie die alten Ägypter ihre Götter darstellten, mit den Köpfen ihrer Tiersymbole abgebildet, nämlich oben Johannes mit Adler-, rechts Lukas mit Stier- und unten Markus mit Löwenkopf.

  1. Unter Maifeld ist die Frühlingsversammlung zu verstehen, welche Karl der Große mit geistlichen und weltlichen Größen jährlich abhielt, wobei sich auch eine ansehnliche Volksmenge einzufinden pflegte.
  2. Filigran ist Arbeit aus Gold- oder Silberfäden.
  3. Niello sind schwarze Verzierungen auf Gold oder Silber.