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2. Das Aquamanile, d. i. Wassergießkanne (Ludorff Tafel 10) stammt aus derselben Zeit wie das oben beschriebene Kreuz und ist aus Bronze gegossen. Aus ihm wurde im Mittelalter den Priestern,  bevor sie gottesdienstliche Handlungen begannen, Wasser zum Waschen über die Hände  gegossen. Für die Form dieser Gefäße wählte die romanische Kunst naturgetreu nachgebildete oder phantastische Tiergestalten, deren Schwanz sich gewöhnlich bis auf den Rücken zurückschlug, um so den Henkel zu bilden. Unser Aquamanile  hat die Gestalt eines Vogels Greif mit gekröntem und kreuztragendem Menschenkopf. Die lang herabreichenden Flügel dienen als hintere Stütze der Kanne, die oben auf dem Kopfe eine Öffnung zum Füllen und auf der Stirn ein Röhrchen als Ausguß hat. Höhe 33 cm.
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3. Reliquiar, d. i. Reliquienbehälter (Ludorff Tafel 11 S. 82) in Taschenform, 16 cm hoch, 5 cm breit und 14 cm lang. Die Ausführung des Reliquiars weist auf merowingische <ref>Bildende Kunst des 6.-8. Jahrhunderts unter den Merowingern.</ref> Kunst des 6.-8. Jahrhunderts, und möglich ist es schon, daß wir in diesem Kunstwerk ein Patengeschenk Karls des Großen an Wittekind zu dessen Taufe vor uns haben; dann dürften wir es als das älteste Stück unter den Schätzen betrachten. Die Vorderseite „ist mit sogen. merowingischem Schmelz von undurchsichtiger Masse in lebhafter blauer, grüner, roter und weißer Farbe, sowie  mit glattpolierten Edelsteinen und drei antiken Intaglien (vertieft geschnitten Steinen), unter ihnen einer mit der ganzen Figur eines Merkur, geziert. Der Schmelz ist in kunstvollster Weise zu einem
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musivischen, d. i. eingelegten Muster (griechisches Doppelkreuz) vereinigt und macht den Eindruck eines Zellenemails, dessen Stege besonders kräftig behandelt sind“.
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Auf der Rückseite sind in zwei übereinanderstehenden Rundbogenstellungen getriebene Figuren: unten in der Mitte Maria mit dem Kinde, zu beiden Seiten zwei Gestalten (Paulus und Petrus?) oben zwischen zwei Heiligen- oder Engelsfiguren Christus. Die Schmalseiten zeigen Brustbilder von Heiligen. Die Oberseite zeigt ruhende Löwen. Ösen für Schnüre an den Seiten deuten darauf hin, daß das Reliquiar zum Tragen bei feierlichen Anlassen bestimmt war.
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4. Reliquienschrein. (Lud.  Tafel 12 und 13 und S. 66.) Dieses Werk romanischer Kunst ist ein mit teilweise vergoldetem Silberblech beschlagener, hölzerner Kasten von 15 cm Lange, 14 cm Höhe und 10 cm Breite.  Kunstvoll sind aus den Wandungen der Längsseiten je drei, der Breitseiten je zwei, zusammen also zehn Brustbilder gestanzt, welche unter Rundbogen, die von gewundenen  romanischen  Säulchen getragen  werden,  hervortreten und Christus zwischen Paulus und Petrus, Karl dem Großen und den Heiligen Laurentius, Dionysius, Mauritius u. a. darstellen. Auf dem Deckel ruht ein großes, hohlgeschliffenes Stück Bergkristall, wohl  zur Verdeckung von Reliquien bestimmt, an den vier Ecken der Oberplatte ist je ein kleinerer Bergkristall befestigt.
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5. Die Deckel eines geschriebenen Breviariums, Gebetsbuches, (Lud. Tafel 14), gleichfalls von romanischer Arbeit, haben eine Unterlage von
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Version vom 22. Juni 2018, 17:36 Uhr

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Herforder Chronik (1910)
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2. Das Aquamanile, d. i. Wassergießkanne (Ludorff Tafel 10) stammt aus derselben Zeit wie das oben beschriebene Kreuz und ist aus Bronze gegossen. Aus ihm wurde im Mittelalter den Priestern, bevor sie gottesdienstliche Handlungen begannen, Wasser zum Waschen über die Hände gegossen. Für die Form dieser Gefäße wählte die romanische Kunst naturgetreu nachgebildete oder phantastische Tiergestalten, deren Schwanz sich gewöhnlich bis auf den Rücken zurückschlug, um so den Henkel zu bilden. Unser Aquamanile hat die Gestalt eines Vogels Greif mit gekröntem und kreuztragendem Menschenkopf. Die lang herabreichenden Flügel dienen als hintere Stütze der Kanne, die oben auf dem Kopfe eine Öffnung zum Füllen und auf der Stirn ein Röhrchen als Ausguß hat. Höhe 33 cm.

3. Reliquiar, d. i. Reliquienbehälter (Ludorff Tafel 11 S. 82) in Taschenform, 16 cm hoch, 5 cm breit und 14 cm lang. Die Ausführung des Reliquiars weist auf merowingische [1] Kunst des 6.-8. Jahrhunderts, und möglich ist es schon, daß wir in diesem Kunstwerk ein Patengeschenk Karls des Großen an Wittekind zu dessen Taufe vor uns haben; dann dürften wir es als das älteste Stück unter den Schätzen betrachten. Die Vorderseite „ist mit sogen. merowingischem Schmelz von undurchsichtiger Masse in lebhafter blauer, grüner, roter und weißer Farbe, sowie mit glattpolierten Edelsteinen und drei antiken Intaglien (vertieft geschnitten Steinen), unter ihnen einer mit der ganzen Figur eines Merkur, geziert. Der Schmelz ist in kunstvollster Weise zu einem musivischen, d. i. eingelegten Muster (griechisches Doppelkreuz) vereinigt und macht den Eindruck eines Zellenemails, dessen Stege besonders kräftig behandelt sind“.

Auf der Rückseite sind in zwei übereinanderstehenden Rundbogenstellungen getriebene Figuren: unten in der Mitte Maria mit dem Kinde, zu beiden Seiten zwei Gestalten (Paulus und Petrus?) oben zwischen zwei Heiligen- oder Engelsfiguren Christus. Die Schmalseiten zeigen Brustbilder von Heiligen. Die Oberseite zeigt ruhende Löwen. Ösen für Schnüre an den Seiten deuten darauf hin, daß das Reliquiar zum Tragen bei feierlichen Anlassen bestimmt war.

4. Reliquienschrein. (Lud. Tafel 12 und 13 und S. 66.) Dieses Werk romanischer Kunst ist ein mit teilweise vergoldetem Silberblech beschlagener, hölzerner Kasten von 15 cm Lange, 14 cm Höhe und 10 cm Breite. Kunstvoll sind aus den Wandungen der Längsseiten je drei, der Breitseiten je zwei, zusammen also zehn Brustbilder gestanzt, welche unter Rundbogen, die von gewundenen romanischen Säulchen getragen werden, hervortreten und Christus zwischen Paulus und Petrus, Karl dem Großen und den Heiligen Laurentius, Dionysius, Mauritius u. a. darstellen. Auf dem Deckel ruht ein großes, hohlgeschliffenes Stück Bergkristall, wohl zur Verdeckung von Reliquien bestimmt, an den vier Ecken der Oberplatte ist je ein kleinerer Bergkristall befestigt.

5. Die Deckel eines geschriebenen Breviariums, Gebetsbuches, (Lud. Tafel 14), gleichfalls von romanischer Arbeit, haben eine Unterlage von

  1. Bildende Kunst des 6.-8. Jahrhunderts unter den Merowingern.