Topographie Holstein 1841/I-Z/199

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Topographie Holstein 1841
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des vormaligen St. Johannis- und St. Jürgens-Hospital, welches letzte ganz aufgehoben, erstes aber Stadtarmenhaus geworden und zum Arbeitshause bestimmt ist. Die Freiherrlich v. Liliencronsche Stiftung besitzt ein Capital von über 10,000 Reichsthaler.svg, dessen Zinsen an etwa 300 Kirchspielsarme jährlich kurz vor Pfingsten vertheilt werden. Außerdem sind hier noch die Loppiensche Armenstiftung (300 Reichsthaler.svg) und die Grapengetersche und Engelsche Stiftung für arme Schulkinder.
Eine ehemalige Katharinen- oder Schützengilde, die aus der, schon im 12. Jahrhunderte bestandenen, Brüderschaft zu St. Katharinen hervorging, ward im 15. Jahrhunderte gestiftet, vereinigte sich aber am Ende des 17. Jahrhunderts mit einer hiesigen Todtengilde und besteht noch gegenwärtig fort in der jetzigen Todten- und Schützen-St. Johannisgilde (vormals auch Pfingstgilde genannt), die jährlich ein Gildevogelschießen hat, bei welchem noch mit großen Wallbüchsen nach einem eisernen Vogel (Papagoi) geschossen wird. Sie ist landesherrlich confirmirt. Außerdem besteht ein Schützenverein mit einem so genannten sächsischen Vogelschießen, jedoch ohne landesherrliche Confirmation, und mit demselben ist gleichfalls eine gegenseitige Unterstützung in Sterbefällen verbunden.
Vormals war der Handel der Stadt von großer Bedeutung und ward durch die Lage derselben, da der schmale Meerbusen der Ostsee (Wesseker-See) für die damaligen nur kleinen Fahrzeuge einen vorzüglichen Hafen bildete, sehr begünstigt. Dieser Hafen ist aber im Laufe der Zeit unfahrbar geworden und der Handel beschränkt sich auf den Bedarf der Stadt. Die Hauptnahrungszweige der Einwohner, deren Anzahl jetzt 2366 beträgt, sind der Ackerbau, die Brannteweinbrennereien, die Bierbrauereien, die Webereien und übrigen städtischen Gewerbe. In Oldenburg ist eine Ziegelei, eine Senf-, Licht- und Seifenfabrik, auch sind hier 5 Brannteweinbrennereien und Bierbrauereien, 3 Lichtgießereien und 13 Wirthshäuser, worunter aber nur 3 für Reisende eingerichtet sind. Kaufleute sind hier 15; zünftige Handwerker: 49 Schuster, 39 Weber, 21 Tischler, 16 Schneider 11 Grob- und Klein-Schmiede, 9 Bäcker, 6 Maurer und 4 Zimmerleute. Außerdem nichtzünftige: mehrere Bierbrauer und Brannteweinbrenner, 7 Maler, 5 Schlachter, 5 Weißgärber, 4 Dachdecker, 5 Holzdrechsler, 4 Lohgärber, 5 Stellmacher, 3 Böttcher, 4 Blechschläger, 3 Gärtner, 3 Goldschmiede, 5 Glaser, 3 Uhrmacher, 3 Buchbinder, 3 Barbiere, 1 Horndrechsler, 2 Färber, 3 Hutmacher, 1 Kupferschmied, 2 Ledertauer, 3 Seiler, 2 Nagelschmiede, 8 Riemer, 1 Siebmacher, 1 Korbmacher, 1 Kammmacher, 2 Töpfer, 1 Instrumentenmacher und 1 Mechanicus und Büchsenschmied.
In der Stadt ist eine Apotheke, eine Poststation und eine Zollcontrolle; hier wohnen 3 Aerzte und 3 Advocaten. Im Jahre 1827 ward eine Spar- und Leihcasse errichtet, welche jetzt ein Vermögen von 1200 Reichsthaler.svg Cour. hat. Im Juni 1840 betrugen die Einschüsse 57,140 Mark 3.svg 1 3/4 β. Belegt waren 58,976 Mark 3.svg 1 β.
Das Rathhaus ist im Jahre 1828 in einfachem Geschmacke am Markte neu erbauet.
Die Stadt contribuirt für 35 Pfl. Die beiden, nahe an der Stadt liegenden, Windmühlen sind Königliche und gehören zum Amte Cismar; zwangspflichtig sind: die Stadt, Bollbrügge, Dannau, Gremersdorf, Kremsdorf, Kuhof, Lübbersdorf, Sebent, Sipsdorf und Wandelwitz. Vormals war bei Oldenburg eine Wassermühle, welche im Jahre 1314 der Graf Johann seinem Bruder, dem Grafen Gerhard, überließ.