Herforder Chronik (1910)/140

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Herforder Chronik (1910)
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Ungarn zum Opfer, und es bedurfte vieler Jahre, bis Stift und Stadt sich von den harten Schlägen erholten.

Daß dies gelang, hat Herford dem obengenannten König Heinrich zu danken. Bekanntlich hatte er, um sich zu einem erfolgreichen Schlage gegen die Reichsfeinde vorzubereiten, einen Waffenstillstand von neun Jahren mit ihnen geschlossen und wahrend dieser Zeit alle den feindlichen Angriffen am meisten ausgesetzten Orte des Sachsenlandes befestigt. Derartige Ortsbefestigungen reichten aber bei weitem nicht an die spätmittelalterlichen und noch weniger an die heutigen heran. Damals genügte schon ein hoher mit Pfahlwerk (Palissaden) gekrönter, von Mauern gestützter Erdwall, den nach außen Wassergraben bespülten, um einen Ort als wohlbefestigt erscheinen zu lassen.

Auch dem Orte Herford ist des Kaisers Bemühen zugute gekommen. Seine nächste Sorge war zwar, wie die Urkunde vom 18. März 927[1] erkennen läßt, die Wiederherstellung des von den Mordbrennern in Asche gelegten Stiftes, dem er die vernichteten Urkunden erneuern ließ. Daß er aber auch des Ortes Herford nicht vergessen und es auf die oben geschilderte Weise geschützt hat, ist mehr als wahrscheinlich; bedurfte es doch, da Abtei und Oldenhervorde zwischen zwei Flüssen lagen, nur geringer Nachhilfe. Wenn wir also in Kaiser Ludwig I. den Stifter der Abtei Herford sehen, was hindert uns, Heinrich I. als den Gründer der festen Stadt Herford zu verehren?

Die bäuerlichen Herforder haben nicht versäumt, ihre Gehöfte wiederherzustellen, jedoch in zweckmäßiger Anordnung, haben nach dem Beispiel anderer Städte einen Marktplatz freigelassen und von ihm ausgehend Straßenzüge geführt, so daß, wohlverstanden ganz im rohen, das Bild unserer heutigen Altstadt herauskam. In dieser Weise ist, um mit der oben angeführten Gründlichen Deduktion zu sprechen, Herford „eigendlich am ersten erbawet“, und Heinrich I. konnte schon 932 eine Synode hierher berufen und mit Geistlichen, Fürsten und deren zahlreichem Gefolge im Schütze der Herforder Mauern, Wälle und Gräben gastliches Obdach finden.

Der Name Herford.

An dem Namen unseres guten Herford haben schon viele herumgedeutelt, ohne eine befriedigende Erklärung zu finden. Vormbaum[2] leitet den Namen von dem, wie er behauptet, „altsassischen“ hierwe ab, das nach ihm „Talebene“ bedeuten und woraus sich hierwede, hervorde, herford gebildet haben soll, allein bei der Nachprüfung dieser Behauptung in altdeutschen Wörterbüchern hat sich diese Erklärung als unhaltbar erwiesen. Richtig ist nur, daß im Plattdeutschen

  1. W. U. B. II. Nr. 61.
  2. Vormbaum, a. a. O. S. 72