Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)/037

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Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)
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Ev.-Luth. Pfarren beginnend mit:
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Kirchenbuecher im Koenigreich Sachsen 1901.djvu
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Abkürzungen der Ephorien:
A. = Annaberg, Au. = Auerbach, B. = Borna, Ch. I. = Chemnitz I., Ch. II. = Chemnitz II., Di. = Dippoldiswalde, Dr. I. =  Dresden I., Dr. II. = Dresden II., F.  = Freiberg, Gl. = Glauchau, Gr. =  Grimma, Gh. = Großenhain, Lg. = Leisnig, Lp. I. = Leipzig I., Lp. II. = Leipzig II., Mg. = Marienberg, Mn. = Meißen, O. = Oschatz, Oe. = Oelsnitz/Vogtl., OL. = Oberlausitz, Pi. = Pirna, Pl. = Plauen, Rg. = Radeberg, Rtz. = Rochlitz, Sch. = Schwarzenberg, St. = Stollberg, W. = Werdau, Z. = Zwickau.

ward, unwiderleglich dargethan und damit alte haltlose Angaben hinfällig gemacht. Kirchenrechtslehrer wie Jacobson und Hinschius, die die Sachlage nicht kannten und nicht kennen konnten, hatten den Gang der Entwickelung so dargestellt, als ob die römische Kirche in Sachen der Kirchenbücher das Signal gegeben hätte und die Kirche der Reformation ihr nachgefolgt sei. Ersterer[1] sagt, allerdings in einer Bemerkung von 1845, wo noch niemand die Frage untersucht hatte: „Dem Beispiel der katholischen Kirche folgte man auch in evangelischen Ländern", und Hinschius[2] bemerkt: „Die evangelische Kirche hat sich der in der katholischen Kirche infolge des Tridentinums allgemein Übung gewordenen Führung der Kirchenbücher angeschlossen." Diese Äusserungen werden durch die Forschungen unserer Tage auf das glänzendste widerlegt. Aus einem Zeitraume, wo Hunderte von evangelischen Kirchenbüchern sich vorfinden, liegt noch kein einziges katholisches Kirchenbuch vor.

Die Wiege der deutschen Kirchenbücher ist die Schweiz[3], das Gebiet des zwinglisch-reformierten Bekenntnisses. Von da verbreiteten sie sich immer weiter nach Norden und Osten. Doch ist der Weg, den ihre Verbreitung beschreibt, nicht immer regelmässig; und es wird sich zeigen, dass in einem Falle Sachsen die Priorität selbst vor der Schweiz beanspruchen darf. Das erste deutsche Kirchenbuch der Schweiz, das erhalten ist, ist das in Zürich aus dem Jahre 1525 oder 1526. In Frankfurt a. M. hat das Kastenamt die Einrichtung von Tauf-, Trau- und Totenbüchern angeordnet; das älteste Geburts- und Heiratsbuch reicht hier bis 1533 zurück.Aus demselben Jahre stammt das Taufbuch von Crailsheim, dem sich ebenda das Ehebuch von 1535 anschliesst.

Aus dem Geiste der Reformation heraus erklärt es sich, wenn die evangelischen Fürsten und Konsistorien sich bemühten, die Führung von Kirchenbüchern allen Pfarrern zur


  1. Weiske, Rechtslexikon. 1845. VI. S. 96.
  2. Ersch u. Gruber, Allg. Encyklop. II. 165.
  3. Korrespondenzbl. a. a. 0.